Die Vorteile eines guten Kamerastativs nutzt jeder Fotograf gerne. Erst dadurch kann das volle technische Potential der Kamera ausgeschöpft werden, indem beispielsweise längere Belichtungszeiten möglich werden ohne durch Wackler das Bild zu ruinieren. Der Schärfebereich ist manchmal so klein das genaues Ausrichten der Kamera extrem wichtig ist. In der Makrofotografie kommt es manchmal auf Millimeter an, die mit der Hand nicht sauber fokussiert werden können. Die erste Wahl eines Fotografen fällt oft auf das klassische Allround-Stativ, doch ein wichtiger Faktor wird vernachlässigt: Der Stativkopf!
Stativkopf Herz des Stativs?
Natürlich ist es wichtig, dass ein Stativ sicher und fest steht. Doch sollte genauso sorgsam der Stativkopf ausgewählt werden, da dieser mindestens genauso wichtig ist wie der robuste Unterbau.
Der Stativkopf, Stativkörper und Fotograf machen jeweils 33% der Qualität einer Aufnahme aus!
Für einen Laien ist die Auswahl oft schwer. Kugelkopf, 2- und 3-Wege-Neiger, Video- und Panoramakopf, Getriebeneiger – Die Auswahl ist groß und bedarf einer besseren Übersicht der Schwächen und Stärken, sowie einer grundlegenden Erklärung der einzelnen Stativköpfe.
Was ist ein Stativkopf?
Der Aufbau eines Stativs ist jedem bekannt – Teleskopbeine, Adapterplatte und Stativkopf. Bei günstigen Herstellern, bzw. Modellen ist der Stativkopf manchmal mit den Teleskopbeinen fest verbaut. Einerseits sind es nicht immer sonderlich hochwertige Produkte, andererseits verliert man die Flexibilität Teleskopbeine mit dem optimalen Stativkopf individuell zu kombinieren.
Im besseren Fall lassen sich Stativbeine und Stativkopf mittels eines genormten Gewindes verbinden. Dadurch erhält man die Freiheit Hersteller untereinander zu kombinieren. Im Profibereich werden Stative immer häufiger ohne Kit-Stativkopf angeboten, sodass der Kunde sein Produkt von Anfang an optimal abstimmen und zusammenstellen kann.
Durch genormte Gewinde können Hersteller untereinander kombiniert werden!
Wichtig bei der Auswahl ist, dass der Kopf an den Einsatzzweck angelehnt ist. Vor dem Kauf eines Stativkopfes sollte daher der Einsatz genau durchdacht sein, damit man auch den passenden Stativkopf für die Unternehmung anschafft. Jeder Kopf besitzt sein präferiertes Einsatzgebiet und hat andere Stärken und Schwächen.
Unterschiedliche Arten von Stativköpfen
Kommen wir nun zu der wichtigsten Frage, die jedem auf der Zunge brennt. Vorher im Text wurde schon einmal der große Umfang an Modellen angerissen. Klären wir nun welche Arten des Stativkopf es gibt und welche Vor- und Nachteile geboten werden.
2-Wege-Neiger
Der 2-Wege-Neiger spielt in der Fotografie eine untergeordnete Rolle. Mit diesem Kopf sind nur Auf- und Abbewegungen, sowie Schwenks möglich. Man kann die Kamera nicht ins Hochformat drehen. Der 2-Wege-Neiger fristet heute in der Fotografie eher ein Nieschendasein. Hauptsächlich tritt er als Fluidkopf (Videokopf) in der Filmecke auf.
Positiv
- Sehr gut für Panoramafotografie einsetzbar
- Einsatz auf Einbeinstativen
Negativ
- Kein Hochformat möglich
Fluidkopf (Videokopf)
Der Fluidkopf ist ein 2-Wege-Neiger ausgelegt für Videoaufnahmen. Da bei Videostativen Bewegung mit ins Spiel kommt muss der Stativkopf nicht nur optimal fixieren, sondern Bewegungen weich und gleichmäßig abbilden. Das wird bei einem wertigen Stativkopf dadurch erreicht, dass die Gelenke mit einer Art Fluid weich und geschmeidige Bewegungen zulassen.
Der Videokopf, bzw. Fluidkopf beruhigt die Kamerabewegungen optimal und findet seinen Einsatzort nicht nur auf den klassischen Stativen, sondern wird auch sehr gerne mit einem Kameraslider kombiniert.
Positiv
- Weiche und gleichmäßige Bewegungen
- Volle Kontrolle über die Aufnahmen
- Friktionsdämpfung zum einstellen auf das richtige Gewicht
Negativ
- Vergleichsweise großer und schwerer Stativkopf
- Keine Einstellung im Hochformat möglich
3-Wege-Neiger
Der 3-Wege-Neiger ist mit dem Kugelkopf der am weitesten verbreitete Kopf. Vorteilhaft zum 2-Wege-Neiger ist die Möglichkeit die Kamera ins Hochformat zu drehen. Damit ist dieser Kopf überall in der Fotografie einsetzbar. Doch trotz der maximalen Flexibilität gibt es deutlich schnellere Köpfe. Die Einrichtung beim 3-Wege-Neiger bedarf mehr Zeit, da alle Achsen einzeln eingestellt werden.
Andere Modelle bieten eine schnellere Ausrichtung der Kamera. Gerade bei Shootings in sehr dynamischen Situationen (Kinder-, Tier- oder Sportfotografie) ist die längere Einrichtungszeit hinderlich und es kommt zu Problemen.
Positiv
- Sehr detaillierte und exakte Einstellung möglich
- Eine große Auswahl an Herstellern und Modellen
- Preisspanne von günstig bis teuer
- Robust und belastbar
Negativ
- Ausrichtung der Kamera zeitaufwändig und unkomfortabel
- Nicht für dynamische Situationen geeignet
Kugelkopf
Der große Vorteil bei einem Kugelkopf liegt in der Geschwindigkeit. Mit einer Schraube lassen sich alle Achsen lösen und fixieren. Bestenfalls besitzt ein guter Kugelkopf zwei Feststellschrauben. Eine für die Kugel und die andere für die horizontale Bewegung. Auf der einen Seite ist die Geschwindigkeit ein großer Vorteil, allerdings zu Lasten der Genauigkeit.
Ist in der Action- oder Sportfotografie das gute und schnelle Handling von großem Vorteil, blockiert die Ungenauigkeit bei Architektur- oder Landschaftsaufnahmen. Die Ausrichtung der Kamera erfordert Geduld.
Von Vorteil ist es, wenn der Kugelkopf mit einer Vorspanneinrichtung versehen ist. Dabei lässt sich die Klemmkraft an das Kameragewicht anpassen, wodurch das handling verbessert wird.
Positiv
- Schnelle Ausrichtung der Kamera
- Bequeme und komfortable Bedienung
- Diverse Einstellmöglichkeiten
Negativ
- Belastung in Schräglage geringer
- Ausrichtung der Kamera benötigt Geduld
Getriebeneiger
Wenn Zeit keine Rolle spielt und höchste Präzision gefragt ist kommt ein Getriebeneiger zum Einsatz. Im besten Fall besitzt ein Getriebeneiger Schnellverschlüsse für die grobe Ausrichtung der Achsen, um sie danach mit den feinen Getrieben optimal anzupassen. Besonders beliebt ist dieser Stativkopf in der Studio-, Architektur- und vor allem Makrofotografie.In allen genannten Bereichen kommt es vor allem auf absolute Genauigkeit an.
Positiv
- Präzise und millimetergenaue Ausrichtung der Kameraequipment
- Schnellkopplung komfortabel zur Grobeinstellung
- Optimal für Produkt-, Architektur- und Makroaufnahmen
Negativ
- Vergleichsweise hohe Kosten
- Sehr zeitaufwändige Einrichtung der Kamera
Weitere Sonderformen
Neben den bekannten Stativköpfen gibt es noch eine Menge außergewöhnlicher Modelle und exotische Bauformen. Die bekanntesten davon werden im Folgenden noch zusammengefasst und erklärt.
Joystick
Dieser Joystick-Stativkopf* ist ähnlich einem Kugelkopf aufgebaut, nur mit der Besonderheit. Er besitzt zusätzlich einen Handgriff (Joystick). Über einen Schalter, der sich am Griff befindet, wird der Kopf entriegelt und wieder fixiert. Vor allem in sehr dynamischen Situationen ist dieser Kopf von Vorteil.
Panoramakopf
Ein Panoramabild ist für niemanden etwas neues, doch die Entstehung kann sehr unterschiedlich sein. Nutzt man den ganz normalen Kopf, dreht die Kamera ein Stück weiter und fügt die Bilder im Nachhinein digital zusammen, erhält man ein vernünftiges Panoramafoto. Bei einer Landschaft auch vielleicht noch möglich, doch diese ungenaue Vorgehensweise stößt schnell an seine Grenzen.
Ein Panoramakopf* ermöglicht es das System um den Nodalpunkt (optisches Zentrum) zu drehen. Dadurch entsteht, trotz des Schwenks, keine Parallaxenverschiebung zwischen Vorder- und Hintergrund.
Teleneiger
Der Teleneiger*, auch Gimbal Head genannt, ist ein Stativkopf speziell für Kameras mit sehr langen und schweren Teleobjektiven. Eingesetzt wird dieser Stativkopf in der Natur-, Sport- oder Reportagefotografie.
Welche unterschiedlichen Gewinde gibt es?
Beginnt man sich in die große Welt der Stativköpfe einzuarbeiten erkennt man eine erste Gemeinsamkeit, die jeden Stativkopf miteinander vereint. Heute sind in der Regel alle handelsüblichen Anschlussgewinde eines Stativkopfes genormt. So bleiben Überraschungen aus und Stativkörper und Stativkopf können beliebig und individuell miteinander kombiniert werden. Zwei Gewinde haben sich am Markt durchgesetzt. 1/4 und 3/8 Zoll sind die genormten Größen.
1/4 Zoll für Kleine Kameras und 3/8 Zoll für große Kameras!
Bei diesen zwei Größen handelt es sich um ganz gewöhnliche Zollgewinde. Das 1/4 Zoll Gewinde ist bei nahezu jeder Kamera verbaut. Angefangen bei kleinen Actioncams, über Digital- und Kompaktkameras, bis hin zu DSLRs. Das größere 3/8 Zoll Gewinde findet sich in der Regel bei bei Mittel- und Großformatkameras, sowie professionellem Kameraequipment, wie Stativen und Stativköpfen.
Sollten aber die Gewinde trotzdem nicht zueinander passen gibt es die Möglichkeit mit einem Gewindeadapter* zu arbeiten. So kann von 1/4 Zoll auf 3/8 Zoll adaptiert werden und in die andere Richtung genauso.