In der Vergangenheit hat Manfrotto Gimbal, bzw. die Gimbaltechnik meist bei FeiyuTech zugekauft und keine wirkliche eigene Entwicklung gehabt. Das scheint sich allerdings mit dem neuen Manfrotto MV300XM geändert zu haben. Ein komplett neuer Aufbau lässt auf eine Eigenentwicklung schließen. Auf den ersten Blick mit einer etwas auffälligen Optik ist der Gimbal auch technisch auf einem sehr leistungsfähigen Stand. Welche Vorteile der Gimbal bietet und ob er Potential hat sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen schauen wir und nun genauer an.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Modulares Design mit abnehmbarem Griff für mehr Vielseitigkeit
- Der abnehmbare Griff kann als Fernbedienung verwendet werden
- Einfache Aufnahmesteuerung über LCD-Touchscreen oder App
- Unabhängige Verriegelung jeder Achse
- Intelligentes Balancieren dank Marker
Ausrichtung und Balance
Wie von den meisten Gimbaln bekannt bietet der Mantrotto MV300XM bietet es die Möglichkeit alle Arme einzeln festzustellen und zu lösen. Nach dem lösen der Schraubverschlüsse lassen sich die Achsen verschieben. Das ist allerdings recht schwergängig und erfordert etwas Geduld.
Zusätzlich gibt es an jedem Arm eine Skala mit einer roten Markierung, die individuell verschoben werden kann, um die richtige Einstellung für ein Kamerasetup zu markieren. Leider ist diese Markierung allerdings so leichtgängig, sodass sie von alleine verrutscht. Damit ist ihr Mehrwert leider hinfällig.

Gewicht und Preis
Praktisch ist die große Flexibilität des Gimbal. Auch große Cinema-Kameras wie eine Sony FX6 lassen sich so mit dem Gimbal nutzen. Mit einer maximalen Zuladung von 3,4 kg lassen sich auch große Kameras problemlos mit dem Gimbal nutzen. Die Preisklasse ist ungefähr auf Augenhöhe mit der Konkurrenz mit Gimbal dieser Größe.
Aufbau und Bedienung
Ganz neu bei diesem modularen Gimbal ist der abnehmbare obere Teil. Dieser bildet gleichzeitig einen Kamerakopf, da die Stromversorgung (Akku) vorne angebracht ist und nicht im Griff verbaut wurde. So lässt sich der Gimbal auch auf ein Stativ montieren und kann flexibel eingesetzt werden. Durch diese Aufteilung hat der Gimbal allerdings auch ein leichtes Ungleichgewicht nach vorne.
Da sich Griff und Gimbal trennen lassen ist der Einschalter am Gimbalkopf zu finden und die Steuereinheit (Button, Modi, Trigger, Joystick, etc.) inklusive kleinem Display am Griff. Auf der linken Seite ist dazu noch das Einstellrad.
Stabilisierung und Kritik
Nach einem anfänglichen Firmware-Update ist die Stabilisierungsleistung des Manfrotto-Gimbal sehr sauber und zuverlässig. Hier gibt es nichts zu beanstanden. Ein kleiner Kritikpunkt ist allerdings das hohe Eigengewicht und die sehr frontlastige Gewichtsverteilung. Du brauchst schon ein wenig Kraft, um auch längere Drehs mit diesem Gimbal durchzustehen.
Technische Daten
- Modulares System mit abnehmbarem Griff
- Griff mit integriertem Gyroskop kann auch als Fernbedienung genutzt werden
- Maximale Nutzlast bis zu 3,4 kg
- Schwenk- und Rollwinkel: 340°
- Neigewinkel: 175° bis -55°
- Kompatibel mit gängigen spiegellosen und DSLR Kameras
- Abnehmbarer, vielseitig einsetzbarer Arm zur Umstellung zwischen aufrechter und gestürzter Position zur Verwendung verschiedenen Aufnahmeszenen
- Schnellwechselplatte für die Kamera
- Separate Verriegelung der einzelnen Motoren für präzises Balancieren und Lagerung
- Touchscreen zum direkten Einrichten von Parametern und Ändern der Arbeitsmodi
- Verschiedene Aufnahmemodi: Zeitraffer, Selfie, Portrait, Panorama und weitere beliebte Aufnahmemethoden
- Drahtlos-Steuerung und LCD Touchscreen zur Aufnahmesteuerung der Kamera
- Steuerung über Handgriff oder über WiFi mit der Manfrotto Gimbal 300XM App möglich
- Integrierter Lithium-Ionen Akku (2500 mAh)
- Betriebsdauer: Bis zu 600 Min.
- Laden des Akkus über USB-C
- Ladedauer: ca. 156 Min.
- 1/4″ Gewindeohrung auf der Unterseite
- Abnehmbares Mini StativAbmessungen (BxHxT): ca. 29 x 46 x 19,6 cm
- Gewicht: ca. 2 kg
- Betriebstemperatur: -10° bis 45° C
Fazit: Manfrotto MVG300XM
Der Gimbal mit dem Modulgedanken ist leider noch nicht ganz ausgereift. Zwar ist die Stabilisierungsleistung, Zuladung und Verarbeitung auf einem sehr guten Niveau, doch bringt die Gewichtsverteiung einige Nachteile mit sich. Wenn du den Gimbal als klassischen Zweihand-Gimbal nutzt wird er mit der Zeit doch sehr schwer, da der Akku in der Front verbaut ist. Praktischer ist er als Kamerakopf, der ferngesteuert werden kann und so seine Stärken wunderbar ausspielt.
Manfrotto hat mit dem modularen Gimbal ein interessantes Modell auf den Markt gebracht, das sich mit der Zeit zu einer echten Konkurrenz entwickeln kann. Ein Blick ist der Gimbal auf jeden Fall wert!
